Abstand nehmen von Dingen, die mir nicht gut tun, und Hinwendung zu Dingen, die mir gut tun, ist nicht einfach, weil alle seine zwei Seiten hat.
Nach welchen Kriterien soll ich entscheiden? Vorteile und Nachteile aufschreiben und dann priorisieren? Klingt gut, funktioniert nur selten.
Bei meiner Berufsentscheidung habe ich das genau so gemacht. Wohnungssuche, Kleidungskauf, Smartphone-Wahl. Bei solchen wirtschaftlichen Dingen funktioniert das. Kosten-Nutzen, Win-Win, Einsatz, Ertrag.
Was aber ist mit Zucker, Alkohol, Kaffee, Sex, Urlaub, Musik? Das lässt sich nicht einfach berechnen. Das lässt sich nicht mit Stoffwechsel-Regelmechanismen kalkulieren. Das nimmt langsam Einzug in unser Alltagsdenken (“Umarme mich mal, ich brauche meine Dosis Oxytocin”). Schon lange, eigentlich (“Ich brauche einen Kaffee für den Kreislauf”). Sex für den Kick, Urlaub, um runterzukommen, Frauengold für die Nerven, Sport für den Ausgleich.
Es stimmt ja auch, dass wir denken, um unseren Stoffwechsel zu regulieren, aber ein mechanisches Denken bringt mir nichts auf Dauer. Ich muss manchmal einfach anders denken — freier, fantasievoller, ganzheitlicher. Mich nicht als Maschine, sondern als Person zu denken, die für sich sorgt, fällt mir wirklich verdammt schwer.
Das Sorgen besteht gerade im klugen Verzicht. Ein Verzicht darf bei mir keine Lücke hinterlassen. Ich muss mich bereichern. Und das kann bereits darin bestehen, den momentanen Zustand als ausreichend anzuerkennen. Genug ist genug.
Manchmal renne ich wie so ein Männchen in eine Sackgasse und drehe mich dort im Kreis oder versuche, über die viel zu hohe Mauer zu klettern. Dabei liegt der Ausgang genau dort, wo man hineingeraten ist. Das Loch, in dem man sich wähnt, muss man dann nur um 90 Grad drehen.
Schreibe einen Kommentar