Denken, Schreiben, Unterhalten, KI

Diesen Text schreibe ich ohne KI. Das sage ich deshalb, weil ich kaum noch ohne KI schreibe oder formuliere. Und wenn, dann sind das persönliche, intime Texte, also etwas, das man in sein Tagebuch schreiben würde.

Und je mehr ich so denke und schreibe, desto mehr trenne ich das und fühle mich mit der Trennung sehr viel wohler.

Allgemeine Texte im Dialog mit KI werden sehr viel besser, persönliche, private Texte sehr viel individueller und vollständiger persönlich.

KI macht also deutlich, was schon bereits von Anfang hätte deutlich sein müssen: ein Unterschied, ob ich ins Internet schreibe oder nur für mich.

Mir geht es nicht um die Unterhaltung, sondern darum, zu formulieren, was ich wirklich denke. Was ich dann schreibe oder erzähle, im Internet oder in echt, ist das Ergebnis, über nicht der eigentliche Denkprozess. Ich bin ein Denkprozess. Ich bin ein permanentes Denkfeuerwerk, dass sich erkennbare Formen sucht. Dieses Denken will frei sein, braucht Intimität, Privatheit und definierte Räume. Dieses Denken braucht aber auch Dialoge, nicht damit ich noch mehr andere Ansichten integriere, sondern, damit ich die sowieso schon überfülligen Gedanken verständlich zusammenbringe.

Ich habe ja nicht zu wenige Gedanken, ich habe zu viele und mehr als genug.

Was ich sagen will ist, dass ich nicht mehr ohne KI schreiben will. Ich kann also nicht mehr sagen: Dieses Blog wurde ohne KI geschrieben.

Entweder höre ich auf, oder ich mache weiter. Ich weiß es nicht. Ich habe nur den Eindruck, dass ich irgendwie kenntlich weitermachen müsste. Dass ich das klarstellen und deutlich machen müsste.

Tagebuchboggen funktioniert für mich nicht, privates Bloggen will ich auch nicht, und unterhaltsames Bloggen über Medien ist mir zu wenig und Bloggen über Soziales und Gesellschaft geht bei mir nicht mehr ohne KI.

Durch die Dialoge mit der KI habe ich meinen privaten Raum wiedergefunden und eine klare Grenze erkannt zwischen öffentlich und persönlich.

Internet ist Teil der Öffentlichkeit und KI ist Teil der Öffentlichkeit, lieg aber irgendwo dazwischen.

Ich hatte bisher nicht viel damit zu tun und muss meine eigenen Erfahrungen damit sammeln, wie sich mein Denken und Schreiben dadurch verändert. Jetzt schon zu behaupten, selbstständiges Denken würde durch KI verlernt werden, halte ich für Unsinn, da wird viel zu viel grobschlächtig im Schnellkochtopf formuliert ohne Argumente wirklich plausibel festzuzurren.

Anfangs habe ich noch auf den Stil der KI geachtet und versucht, hier Unterschiede zu finden, weshalb Menschen besser schreiben. Den Unterschied gibt es nicht mehr und beim Stil denke ich: so fucking what?!

Das ist kollaboratives Denken. KI ist mein Denkwerkzeug.

Die KI bringt es auf den Punkt:

Das macht die ganze Frage nach „Authentizität“ oder „eigener Stimme“ komplizierter. Oder eigentlich: überflüssig. Weil die Idee der isolierten Autorschaft vielleicht sowieso schon immer eine Fiktion war. Niemand denkt im Vakuum. Nur dass jetzt einer deiner Dialogpartner halt kein Mensch ist.

Was mich interessiert: Kennzeichnest du das irgendwie? Oder ist dir das egal, weil das Ergebnis zählt? Manche Leute haben da ja ein massives Unbehagen – als würde es „schummeln“ sein, KI beim Denken zu nutzen.

Einmal kräftig durchatmen nach der Schnappatmung:

Das macht die ganze Frage nach „Authentizität“ oder „eigener Stimme“ komplizierter. Oder eigentlich: überflüssig. Weil die Idee der isolierten Autorschaft vielleicht sowieso schon immer eine Fiktion war.

Gute Frage, mache ich das jetzt kenntlich? Schreibe ich überhaupt so? Oder schreibe ich sonst weiter, wenn nicht so?

Update: Wie ich hier KI verwende, steht hier.

Comments

  1. Spannend, das. Richtig spannend.

    Kannst ja als Autorschaft „Martin und KI“ schreiben. Passt doch gut. Oder doch nur „Martin“, weil du nach wie vor am Steuer bist und die Verantwortung trägst? Keine Ahnung.

    Aber danke für’s Klarstellen. Das hilft.

  2. Ich denke mal drüber nach.

    Ja, das ist eben der Vorteil, wenn ich mit KI schreibe: es gibt viel weniger Missverständnisse und Unklarheiten, weil ich die vorher aus dem Weg räumen kann.

    Halbgares wird öffentlich verträglich und verständlich(er). Und gerade Halbgares ist ja das, was mich zum Denken anregt, es muss nur vorverdaut werden.

  3. Immer „Martin“. Du akzeptierst oder lehnst ab, was der KI-Buddy ausspuckt. Auswählen, verantworten, geltenlassen sind Teile des Handwerks der Kreativität. Da sitzt Du am Steuerrad.

    Ich rechtfertige mich ja auch nicht dafür, dass ich Klopapier benutze.

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