Die eigene Stimme finden

Ich habe mich nie sonderlich für Lyrics interessiert. Erst wenn ich Songs gecovert habe, habe ich den Text zum ersten Mal gelesen. Nur ganz wenige kenne und kann ich auswendig. Meistens welche, deren Musik ein gewisses Tempo hat, einen gewissen Groove, eine gewisse Ohrwurmqualität. Sehr leicht höre ich mehr auf den Klang, die Melodie, aber eben nicht mehr auf den Inhalt; ich prüfe seine geschmackliche Qualität für mich.

In Irland habe ich wieder etwas mehr Zuhören gelernt. Über die traditionellen irischen Balladen kam ich zum Lied, zur Poesie. Ich bin zwar mit den Songs aufgewachsen, die ihren Ursprung im Folk haben, aber das war halt Hippie-Musik. Aber eben auch gut. Aber eben auch schön. Und an diesem Punkt sitzen zwei Figuren meines Selbst sich gegenüber und die eine sagt: Was für ein Problem hast Du damit? Angst, es könnte peinlich sein? Kitschig? Zu einfach? Zu emotional? Nicht gut genug?“, Ja“, sagt mein anderes ich.

Es ist als würde ich am Strand stehen und ins kalte Meer springen. Kein Halt unter den Füßen, links und rechts nichts zum Festhalten. Auf der Oberfläche Wellen in Bewegung, unter mir Verborgenes. So fühle ich mich, wenn ich singend auf Deutsch texte. Ich habe keine Ahnung, was ich da eigentlich mache. Das ist Action Painting in Tagebuchform.

Ich suche nach Inspiration, nach Vorbildern und Orientierung. Ich würde gerne texten können wie Jarvis Cocker, Matt Johnson und Neil Tennant, aber die sind zu gut und englisch.

Es ist nicht nur das Schreiben, es ist auch der Klang der deutschen Sprache, der Rhythmus und natürlich die Melodie. Meistens halte ich mich noch am sicheren engen Tonumfang.

Ich würde auch gerne später mehr über andere schreiben als nur über mich.

Hallo Freunde, ich bin der Beobachter
Ich stehe lautlos hier ganz oben und bin einfach da
Ich habe nichts zu sagen
Ich will kein Urteil geben
Ich sehe nur dabei zu, wie die Dinge kommen und gehen
Wie jede neue Mode, lässt mich innen völlig kühl
Und selbst der Armstrong hat mich äußerlich nur aufgewühlt
Ich schau auf euch herab und spür die Zeit vergehn
Hier oben gibt es welche, die das auch nicht anders sehn

Rocko Schamoni — Der Mond

Ich habe dabei aber kein gutes Gefühl, es abstrahiert vom Ich, man entfernt sich von sich selbst, denkt, man könne etwas über sich sagen und wird leicht zynisch, überheblich. Ich will persönlich formulieren und dann sehen, ob ich etwas Schlaues oder Erheiterndes über die Welt sagen kann. Ich will Gefühle teilen, das bin ich aus dem Tanz gewohnt. Ich will kein Autor sein, ich will mich gut fühlen dabei.

Da ich Greta Morgan gerade entdeckt habe, höre ich mir einen Podcast mit ihr an.

„Oh, this is the only thing that really makes me feel better.“

– Greta Morgan

I was always writing my own songs, although mostly they were silly. You know, for example, I’d take a Spice Girls melody and put my own lyrics to it when I was eight or nine. But then when I was 11, my parents got divorced and that was kind of the first heartbreak in my young life. And that’s when I started writing songs cause I actually needed to write songs.

I sort of realized, Oh, this is the only thing that really makes me feel better.” I would put lyric notebooks inside my textbooks in school, and I would just be working on lyrics when I was supposed to be studying physics. And I ran a zine in my hometown and interviewed local bands. I started my first band when I was 15 called The Hush Sound”, and we, in a stroke of wild beginner’s luck, got signed when I was 16.

How to find your voice

Texten, Singen und Melodien entwickele ich gerade in einem einzigen Prozess. Anders geht das gar nicht. Es ist als würde ich singend durch meine Gehirnwindungen mäandern und alles aktivieren, was mir zu Verfügung steht. Das ist ein sehr persönlicher Prozess, bei dem mir niemand helfen kann. Und natürlich verpacke ich meine Geschichten so, das sie niemand erkennt.

Texte17. 4. 2025