Metaphysische Distanz
Ein Gedanke, der mich nicht loslässt.
Wir leben in einer Welt aus synthetisierten Zeichen, Zeichen, die digital übertragen werden und die wir mit einer metaphysischen Bedeutung versehen, die kaum Bezug mehr zu einer dinglichen Welt hat, weil die Vermittlung zwischen uns und der Welt zunehmend über zweidimensionale Bildschirme läuft.
Bereits an dem voreingestellten „Hallo Welt“ bei WordPress oder dem auf dem Computerbildschirm erscheinenden „Hallo“ zeigt sich, wie wir dahinter einen Menschen vermuten und brauchen und wie absurd groß der Raum ist, in den wir schreiben: die Welt, theoretisch alle Menschen.
Körperliche Begegnungen werden von einer permanenten digitalen Parallelwirklichkeit unendlicher Möglichkeiten überlagert. Menschen sind physisch anwesend, existieren aber als Idee ihrer selbst, die haltsuchend durch unendliche Optionen navigiert. Die konkrete Situation wird zur Durchgangsstation, die Präsenz verliert ihre Substanz, was geschieht, hinterlässt keine Spuren. Wir befinden uns in einer permanenten Schwebehaltung zwischen dem, was ist, und dem, was sein könnte.
Ich spüre eine metaphysische Distanz in Begegnungen, die mir Sorge macht. Und ich bin nicht der Einzige, aber vielleicht gehöre ich zu denen, die besonders sensibel dafür sind.