Was am Ende den Ausschlag gegeben hat, weiß ich nicht. Es gibt immer wieder Momente in meinem Leben, da habe ich plötzlich Klarheit und Gewissheit. Mit Sicherheit hat sich das langsam entwickelt und aufgebaut, aber irgendein Auslöser führt zu einem Aha-Gefühl.
So ein Aha-Gefühl hatte ich heute nach dem Aufwachen. Der Auslöser war vielleicht der Contemporary-Unterricht gestern und die Idee unserer Choreografie, inspiriert von Hofesh Shechter und Sharon Eyal, zu der Musik von Carlos Santana. Eine Horde, ihre Emotionen und ihre Dynamik. Eine Thema, wenn man es nur gedanklich verarbeitet. Erlebt gestern. Vielleicht war es auch das K&D-Konzert. Vielleicht die intensive Auseinandersetzung mit mir selbst und die Verarbeitung mancher Erlebnisse der letzten Jahre. Erstaunlich, was alles bereits in einem ist, wenn man das Gefühl hat, auf einen Gedanken gekommen zu sein. Ein sich selbst erkennendes Bewusstsein.
Und es gibt das Aha-Gefühl, die Gewissheit, dass ich das nicht nur gedanklich verarbeite, sondern in meinem Körper fühle und wirklich dabei bin. Nicht gedanklich präsent, nicht aufmerksam, sondern als Körperhorde real.
Vielleicht ist Tanz tatsächlich so eine Art Therapie für mich, mit meinem ganzen Körper wirklich dabei zu sein.
Ich habe unter dem Blickwinkel der Gruppen mein Leben betrachtet. Es gibt viele, sehr viele, die sich wie Wolken verändern. Manchmal gibt es einen harten Kern, in der Regel sind es unglaublich beständige Gruppen. Manche lösen sich auf und formieren sich neu. Auch Freunde und Familie sind dynamisch und beständig zugleich, nie einheitlich und unterteilt, nebeneinander bestehend. Gruppen sind organisiert, und man hat einen Grund, sich zu treffen, ein gemeinsames Interesse. Die einzig rein über den Computer verbundene Gruppe ist die der Blogger, die ich in meinem Feed habe. Das betone ich deshalb, weil dieses Blog Teil davon ist und soziale Medien überhaupt keine Bedeutung mehr haben.
Es gibt keinen Grund für mein momentanes Gruppengefühl, das sind über Monate laufende, parallele Prozesse, die ineinandergreifen. Sicher gehörte auch das Grenzen setzen dazu, das Erkennen manipulativen Verhaltens. Es gibt einen Unterschied zwischen Herausforderungen, auf die man sich einvernehmlich einlässt, und Manipulation. Vielleicht ist das ja gerade ein generelles Thema: Sozialverhalten.
Sogar für meine Persönlichkeit habe ich eine ganze Gruppe entwickelt, auf die Idee hat mich jemand gebracht. Es hat lange gedauert, bis ich diese Gruppe zum Leben erwecken konnte, durch Geschichten, die ich aufschrieb. Ein Experiment, das erstaunlich gut bei mir funktioniert. Es sind Seiten von mir, die Menschen sehr gut kennen. Ich bin eine ganze Gruppe.
Ich werde diesen Gruppen-Gedanken und vor allem Blickwinkel mal beibehalten und von diesem Standpunkt aus meine Sozialkontakte betrachten. Nicht in Abhängigkeit, sondern in ihrem Charakter, ihrer Dynamik, ihrem Verhalten.
Und vor allem werde ich nicht mehr sagen, dass ich Freizeitstress habe, sondern einen fantastischen Gruppenreichtum. Und alle Einzelnen sind wichtig.