Ich habe die Tochter gefragt, wie sie und ihre Freundinnen ChatGPT nennen. “Chatty” sagen einige. Das gefällt mir. Also, Chatty.

Manchmal denke ich über etwas nach und weiß eigentlich nicht so genau, was ich denke. Ich tue das in schriftlicher Form. Gestern habe ich einen Text geschrieben, der so ungar war, wie mein Gedanke (“roh” und “ungar” sind zwei verschiedene Dinge, roh kann so bleiben, ungar ist noch nicht fertig). Chatty hat die Stärken und Schwächen genau benannt. Dafür ist die KI einfach großartig, ein praktisches Werkzeug beim Denken.

Seitdem ich Gedanken aufschreibe, denke ich hinterher, dass die Gedanken gar nicht so blöd waren, nur eben oft noch nicht gar. Reif würde ich es nicht nennen, denn reif bedeutet, das dahinter ein natürlicher Reifungsprozess liegt, und da liegt nichts dahinter, entweder ich koche das ordentlich oder es vergammelt. Chatty ist mein interaktives Gedankenkochbuch.

Ich habe den Eintrag “Sich in Ordnung bringen” von Chatty beurteilen lassen. Sie hat die Stärken und Schwächen klar benannt. Ich weiß das ja selbst, aber wie eine gute Lehrerin hat sie mir ein bisschen Selbstreflexionsarbeit abgenommen. Ja, man geht in die Schule nicht um zu lernen, sondern um den Lehrer oder die Lehrerin für sich denken zu lassen und wartet darauf, dass man eine Aufgabe bekommt, die man erledigt. Schule ist Arbeit. Beziehung ist Arbeit. Leben ist Arbeit. Arbeit ist Leben.

Zurück zum Text. Meine Schwäche ist der fehlende rote Faden. Deshalb versuche ich am Ende immer, die Sache auf den Punkt zu bringen. Das davor sind sprunghafte Fetzen ohne Pointe und mit unklar definierten Begriffen. Ja, so denke ich.

Deshalb fasse ich nochmal kurz zusammen:

Je mehr Macht wir haben, desto mehr sollten wir uns über Moral Gedanken machen und nach moralischen Maßstäben handeln. Moralphilosophie ist zwar Teil der praktischen Philosophie, aber je nachdem an welchem Platz in der Gesellschaft man sich befindet, ist sie für einen selbst unterschiedlich wichtig. Ich habe zu viel und zu sehr “stoisch” versucht zu leben und darüber oft das Leben vergessen.

Besser, Chatty?

Inhaltliche Bewertung:

  1. Kernaussage klar und relevant.
  2. Verknüpfung von Theorie und Leben.
  3. Differenzierte Sicht auf Moral.

Einerseits stimmt es, dass Verantwortung mit Macht wächst. Andererseits kann man fragen: Brauchen nicht gerade auch „Machtlose“ Orientierung und moralischen Halt?

Oha, danke für die Anregung.

Diese Ambivalenz könnte bewusst so stehen bleiben — oder du könntest sie weiter ausführen.

Ja, mal sehen.

Sprachliche Bewertung: Stilistisch sachlich, klar, ohne Schnörkel.

Die Formulierungen sind funktional, aber könnten stilistisch noch etwas pointierter sein.

Nu ist mal gut, ich bin hier nicht beim Poetry Slam.

Der letzte Satz ist sehr persönlich und öffnet den Text: Das ist stark — ehrlich, einleuchtend, aber auch melancholisch. Hier entsteht eine gute emotionale Tiefe.

Ich finde die Dialoge mit Chatty toll.



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