bacon

Nach Khôra habe ich mir am Sonntag Bacon angesehen, einer Choreografie von Nanine Linning, die am Heidelberger Stadttheater ein Ensemble mit zwölf Tänzerinnen und Tänzern leitet.

Bacon ist inspiriert durch Francis Bacons Bilder. Inwieweit seine Biografie eine Rolle spielt, weiß ich nicht. Bevor ich das Stück gesehen hatte, hatte ich nur ein paar Gemälde in Erinnerung. Ich erinnere mich an aufgerissene, aufgefaltete Körper mit aufgerissenen Mündern, verzerrt, überblendet mit Schweinehälften in mit Linien angedeuteten, engen Raumkonstruktionen. Wenn ich mir ein Stück ansehe, recherchiere ich nie, damit ich einen unmittelbaren, echten Eindruck bekomme.

In Linnings Bacon quälen sich die Körper, zerren aneinander, halten sich als Masse, führen vage, entweichen, klammern sich, sie kämpfen und suchen sich, führen sich, stoßen sich ab und sind immer wieder animalisch aufeinander bezogen, gewalttätig und verzweifelt. Die Tänzerinnen und Tänzerinnen tanzen mit viel Konzentration, Kraft und Einsatz und das ist sehr beeindruckend.

Gut umgesetzt sind die angedeutete Enge und krampfhafte Verzweiflung, mit der die Körper aufeinander bezogen sind. Das Soziale ist beängstigend und aggressiv.

Ich kann mich gar nicht erinnern, dass Bacon diesen Aspekt des Animalischen und Sozialen in seinen Bildern verarbeitet. Auch sind die Körper in seinen Bildern oft massig und schwer und weniger tierisch-athletisch als vielmehr kadaverhaft.

Grundsätzlich ist es großartig, dass Heidelberg so eine tolle Choreografin und so ein beeindruckendes Ensemble hat und wenn sie sich auf Bewegung und Körperlichkeit konzentrieren, dann ist das ganz im Sinne des Tanzes und gut so, sonst landet man schnell beim Symbolischen und Theaterhaften und ich bin froh, dass Linning beim Tanz und bei der Bewegung bleibt.

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