Zweitausendsechs war ich in Heidelbergs Kunstverein und habe mir Übermorgenkünstler angesehen, eine Ausstellung von noch studierenden Künstern und Künstlerinnen, die sich für diese Ausstellung beworben hatten.
Die meisten Arbeit fand ich ganz nett. Eine Arbeit jedoch hat mich vollkommen in den Bann gezogen: Florian Klettes Jockey Dansen. Die Arbeit war dokumentiert als Video, das auf einem kleinen Bildschirm ablief. In dem Video war ein Mann zu sehen, der eine Choreografie tanzte. Es tat dies mit höchster Konzentration und Anstrengung und man erkannte, dass er kein professioneller Tänzer war. Diese wortwörtliche künstlerische Arbeit hob sich ab von den anderen Kunstwerken in dem Gebäude, eben weil sie Arbeit und Prozess war und eben nicht leicht und lässig und perfekt wirken wollte, sondern bestmöglich im Rahmen seiner Möglichkeiten. Dieser Mann meinte es ernst.
Ich las, dass Florian Kettle herausgefunden hatte, dass der Kurator Johan Holten von 1994-1998 Balletttänzer bei John Neumeyer in Hamburg war und von ihm eine seiner Choreografien in den Ausstellungsräumen lernte und aufzeichnete. Das Ganze war so schlüssig und stimmig und vielschichtig, dass ich mit dem Gefühl aus der Ausstellung rausging, ein echtes Kunstwerk gesehen zu haben.
Der Eindruck hinterließ Spuren, vage nur, aber in der Gewissheit, dass Ballett lernen und Ballett tanzen Kunst ist, wie ich Kunst verstehe. Eben nicht nur individueller Ausdruck, sondern Form und Struktur und Arbeit.
Ein Bericht darüber auf artefakt, einem Blog für Kunst und Kritik