Wenn ich Frauen erzähle, dass ich Ballett lerne, finden sie das vollkommen normal. Generell scheint Tanzen für Frauen normal zu sein, genau so wie Lernen.

Männer brauchen nicht lernen. Männer können alles. Von Geburt an. Vor allem Elektroartikel ohne Anleitung reparieren und neu kaufen.

Wenn ich bedenke, wie schwer ich mich mit Ballett getan habe, muss ich über mich selbst lachen. Naja, lächeln. Dass Ballett ein eleganter Tanz ist, war für mich ja gerade der Grund, weshalb ich es angefangen habe und trotzdem tauchte ich in eine vollkommen geschlechtsspezifische Welt ein. Auch wenn in den anderen Gruppen auch Männer waren (genau einer), orientiert sich alles an Frauen.

The ballet is a purely female thing; it is a woman, a garden of beautiful flowers, and man is the gardener.“ sagte George Balanchine.

Der Satz wird gerne zitiert, dabei ist die spitzentanzende Ballerina als Schwerpunkt erst in der Romantik entstanden (Geschichte des Balletts). Es ist eine Frage der Kultur und Kultur kann man ändern (theoretisch) oder es anders machen (praktisch).

Ballett ist menschlich und so wird es auch bei mir unterrichtet und das ist das Tolle an meiner Situation als erwachsener Anfänger: Ich kann ganz in Ruhe Ballett lernen und brauche mir keine Gedanken zu machen, irgendwann auftreten zu müssen. Zwar wird in den Schrittfolgen darauf hingewiesen, dass es sich zum Beispiel um einen Hochzeitstanz handelt oder dass das jetzt Prinz und Prinzessin tanzen würden, aber tatsächlich tanzen wir alle dasselbe.

Der Grund weshalb ich mit Ballett angefangen habe ist der, dass ich eine klassische Tanzausbildung wollte. Ich lerne Ballett frei von jeglichem Rollenmodell als reine Kunstform.

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