Das heimliche Denken einer intelligenten Natur

Pflanzen verbreiten ihre Pollen, indem sie sie in die Schleimhäute der Menschen platzieren und dort explosionsartig über ein Radius von bis zu 8 Metern verteilen lassen.

Als Charles Darwin seine Theorie formulierte, leistete er etwas, das für mich bis heute faszinierend ist: Er beschrieb den Prozess der Entwicklung der Arten unter Verzicht auf Vermenschlichung. Das ist nicht selbstverständlich, weil wir bis heute kaum in der Lage sind, Prozesse der Natur neutral zu beschreiben.

„Nichts kann im ersten Augenblicke weniger glaubhaft erscheinen, als dass die zusammengesetztesten Organe und Instincte ihre Vollkommenheit erlangt haben sollen nicht durch höhere, wenn auch der menschlichen Vernunft analoge, Kräfte, sondern durch die blosse Häufung zahlloser kleiner, aber jedem individuellen Besitzer vortheilhafter Abänderungen.“

Er wusste, dass seine Theorie unglaublich klang und man anders denken muss als man es gewohnt ist. Seit Menschen denken, setzten sie unsichtbare Lenker in die Welt, verdrängen diese mit ihrem Selbstbewusstsein und üben sich darin, Prozesse beobachtend zu beschreiben.

Wir lieben Geschichten, suchen immer einen Grund und wollen Zusammenhänge erkennen. Unser Denken, unsere Sprache, unsere Grammatik ist so angelegt, dass wir Geschichten erzählen:

Der Vogel hat so leichte Knochen, damit er besser fliegen kann.

Der heimliche Designer ist der auktoriale Erzähler, der das Ganze schlüssig klingen lässt. Der Sinn des Lebens ist ein Erzählmotiv. Unser Denken ist beschränkt, weil wir ohne Analogie nichts verstehen. Es ist nur eine Frage der Perspektive, ob man eine Population von Ameisen als _Staat_ oder als _Organ_ bezeichnet. Ohne Analogie könnte man gar nicht über sie sprechen oder gar verstehen.

Aussagen über die Natur und das Leben zu treffen ist schwierig und nur wenn man manchmal Lücken in der Erklärung lässt, bleibt man exakt.

Der Vogel hat im Verhältnis zu anderen Wirbeltieren leichte Knochen und kann fliegen. Es ist für ihn vorteilhaft, leichte Knochen zu haben.

Für Kinder ist das relativ unbefriedigend und unverständlich. Wenn sie sich die Welt erschließen, suchen sie nach einen Grund. Interessant finde ich, dass wir uns nach einem Anfang sehnen und gleichzeitig nach einer Unendlichkeit.

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