Anne hat [mit einem Tweet](https://twitter.com/marthadear/status/294586884540223488) über Nacht einen Stein ins Rollen gebracht, den ich interessiert, begeistert und erschüttert verfolgt habe. Gestern in der Diskussionsrunde von Herrn Jauch hat sie gute und wichtige Dinge gesagt. Wenn ich das alles richtig verstehe, ist Feminismus eine Art von Humanismus, aus dem der Sexismus rausgerechnet wird. Dazu muss man den Sexismus allerdings offenlegen.Sexualität ist in diesem Zusammenhang das, was sie sowieso ist: komplex, vielfältig, individuell und so bunt wie die Flora und Fauna des Regenwaldes. Will man hier zusammenfinden, muss man Regeln einhalten, die für alle Menschen gelten, stellt man hier geschlechtsspezifische auf, landet man mitten im Sexismus.So verstehe ich den Feminismus, der sehr weit gehen muss, weil patriarchalische Strukturen immer noch allgegenwärtig sind. Das heißt nicht, dass jedes Bierglas die Vormachtstellung des Mannes symbolisiert, sondern zum Beispiel, dass – einfach formuliert – Männer im Schnitt mehr verdienen und immer noch Chefs sind. Das eine ist immer noch Sexualismus, das andere zielt auf Gleichberechtigung. Wen das nicht persönlich betrifft, der darf mit den Schultern zucken, wen es betrifft, hat das Recht aufzuschreien. Schulterzucker sollten dann respektvoll zuhören, und wenn sie der Aufschrei anficht, glaube ich ihnen nicht, dass es sie nicht persönlich betrifft.Man kann die Dinge mal gerne vermischen, muss sie dann aber wieder ordnen wie bei einem Kartenspiel. An der Stelle befinden wir uns gerade und versuchen zu trennen, was zusammengehört, aber nicht dasselbe ist. Sexismus und Sexualität zum Beispiel. „Wie wir begehren“ von Carolin Emcke ist eines der Bücher, das ich sehr empfehlen kann.Praktisch bedeutet das für mich im Alltag, dass ich Verhalten bei meinen Töchtern wahrnehme und versuche, dieses nicht wertend zu reflektieren. Der Versuch misslingt ständig und ich muss mich hinterher oft mit einer Seife im Mund in den Schrank stellen. Allerdings denke ich dann auch oft mit Seifenschaum im Mund, dass nicht möchte, dass sie bewusst und gerne später von sich sagen: Ich bin eine Zicke und finde es toll. Ich möchte, dass sie später sagen: Ich bin eine Frau und finde es toll.Eine Gratwanderung bei unbeständigem Wetter mit Phasen des Stolperns, Strauchelns, Sprinten, Verschnaufens etc.
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