Die Kinder gehen reiten. Die Vermieterin unseres Häuschens vermittelt uns eine Frau, die in einem Wohnwagen mit Pferden lebt. Das klingt etwas verschroben, aber es ist einfach, aber gut. Eine junge Frau lebt irgendwo auf dem Feld in einem Wohnwagen mit Solarzellen nebendran das ganze Jahr über ordentlich und professionell mit ihren Pferden und bietet Touren an.

Es gibt hier massenweise Schnecken, Insekten und wahrscheinlich noch viel mehr, was man so gar nicht sieht. Biologisch und geologisch bestimmt eine interessante Gegend.

Roussillon ist ein entzückendes Städtchen mit einem relativ großen Markt. Hier merkt man den Tourismus, aber gemäßigt. Sind ja selber welche.

Ich habe die ganze Zeit, seit wir hier sind, Nana Mouskouris La Provence im Ohr. Wäre ich unter Klassik-Liebhabern aufgewachsen, würde ich Geiste Partitouren komponieren, aber zuhause lief halt nur NDR 2.

Apropos Kultur, ich lasse mal die Namen Cezanne, van Gogh, Gaugin, Zola und Camus hier stehen, bloß als Notiz. Name-Droping. Wir machen ja keine Kulturreise, sondern Urlaub, aber in den Gegenden unserer Reise, waren wohl so gut wie alle französischen Maler oder Literaten mal. Nach Irland bin ich wegen der Kultur gefahren, da war es genau umgekehrt. Französische Kultur bekommt man praktisch mit der Muttermilch. Es lässt sich hier weniger gut auf einen Begriff reduzieren (Côte d’Azure, Provence). Nicht so wie London, Paris, Toskana. Hier so (vage Geste mit den Händen). Der Atlantik ist halt schon eine Nummer und das bergige Binnenland auch.

Man kann versuchen, es plakativ zu vereinfachen oder sich für die komplexen Details interessieren. Und da wären wir wieder, beim Verfeinern der Sinne und der Wahrnehmung.

Ocker

In der Provence tritt Ocker als farbiger Sandstein auf. Der Boden leuchtet in Gelb-, Rot- und Orangetönen und wurde seit Jahrhunderten als natürliches Pigment genutzt.

ChatGPT

Mir fiel nichts ein, mit dem ich kurz und knackig sachlich korrekt die Bedeutung des Bodens beschreiben kann.

Chemisch-geologisch handelt es sich um eine Mischung aus Eisenoxid, Tonmineralien, Quarz und Kalk. Das macht seine farbliche und haptische Besonderheit aus. Einerseits klebrig wie Ton, andererseits fein wie Sand, in dem Farbspektrum von Gelb bis Rot.

Der Rundweg durch das Ockergelände war sehr beeindruckend, und dann wird einem auch klar, wie schön die Gelb- und Rottöne in Kombination mit den Grüntönen der Pflanzen und dem blauen Himmel sind. Wenn jetzt noch der Lavendel blüht, hat man eine bunte, aber dezente, harmonische Farbkombination. Violett findet man in der Natur ja eher selten.

In dem einem Laden verkaufen sie Aquarellfarben. Ich kaufe ein kleines Kästchen mit vier Farben, zwei Ockertöne, Blau und Grün, ein Skizzenbuch und einen Pinsel für die Tochter, die damit unseren kleinen Garten vom Ferienhaus malt. Alleine dafür hat es sich gelohnt.

Ich bekomme Lust, mal wieder rauszugehen, mit Aquarellfarben und Skizzenbuch und Bleistift.

Parfüm

Das gleiche Problem wie beim Ocker, wie beschreibe ich die Bedeutung der Duftstoffe und der Parfümerie hier in der Gegend. Es ist ja nicht nur eine Frage der Formulierung, sondern des Wissens.

Ich kaufe mehrere Fläschchen Lavendelöl, weil es wirklich außergewöhnlich gut ist.

Hier wachsen Rosmarin, Thymian, Lavendel, Jasmin, Salbei, Myrte, Wacholder, Zistrose. Jasmin hat genug animalische Tiefe, um aus diesen Bestandteilen ausreichende attraktive Pafüms zu erstellen.

Ich werde mal Duftkerzen selbst machen, wenn ich zuhause bin. Es gibt nette und einfache Kombinationen. Minze und Zitrone zum Beispiel. Ätherische Öle muss ich mir über das Internet besorgen, oder die von Primavera.