Das grundlegende Werk der Ethnographie des 20. Jahrhunderts, Bronisław Malinowskis Argonauten des westlichen Pazifik (1922), schildert, wie die Männer der bei Papua-Neuguinea gelegenen Trobriand-Inseln im Rahmen der »Kula-Kette« in Auslegerkanus waghalsige Expeditionen über gefährliche Meere unternehmen, nur um kostbare Erbstücke wie Armbänder und Halsketten zu tauschen (die wichtigsten Stücke haben jeweils einen Namen und eine Geschichte früherer Besitzer). Das alles tun sie nur, um sie kurz in der Hand zu halten, dann geben sie diese Kostbarkeiten weiter an eine andere Expedition von einer anderen Insel. Solche kostbaren Erbstücke kreisen unablässig auf der Inselkette und werden Hunderte von Kilometern über das Meer transportiert – Halsketten in die eine und Armbänder in die andere Richtung. Einem Außenseiter erscheint das sinnlos. Aber für die Männer der Trobriand-Inseln war es das ultimative Abenteuer, und nichts war für sie wichtiger, als ihren Namen auf diese Art an Orten zu übermitteln, die sie nie zuvor gesehen hatten.

Anfänge

Interessant, wie Menschen Gegenstände ästhetisch herausgenommen und bearbeitet haben, mit ihm spielerisch-experimentell umgegangen sind, ihnen Bedeutung beigemessen, sie persönlich verbunden haben, und damit eine persönliche Geschichte entwickelt und sich darüber ausgetauscht haben.

Wenn wir einem solchen Menschen heute begegnen würden, würde er sehr wahrscheinlich die Bedeutung des Smartphones erkennen und verstehen. Die Text- und Zeichenlastigkeit, die schriftliche Metaebene, die stillen und bewegten Bilder, die Art, wie miteinander reden und miteinander umgehen und behandeln, würde ihn wahrscheinlich erstaunen. Er würde uns wahrscheinlich für äußerst amüsant und extrem unsozial halten, und uns fragen, weshalb wir bestimmten Menschen Glauben und Macht schenken. Er würde unsere Gesellschaftssysteme für äußerst fragwürdig halten. Das ist spekulativ, aber so stelle ich mir das vor.

›Edle‹ Wilde sind genauso langweilig wie Wilde, weder das eine noch das andere existiert wirklich. Helena Valero selbst war in diesem Punkt unerbittlich. Die Yanomami seien keine Teufel, betonte sie, aber auch keine Engel. Sie seien Menschen wie wir anderen auch.

Anfänge

Bild: Leonardo.ai

2 Antworten zu “Artefakte”

  1. Ja, das war auch eine Haupterkenntnis für mich in Studium. Technologische Entwicklung ist nicht die einzig relevante Maßstab für Fortschritt. Alle Kulturen, egal, wie weit technologisch entwickelt, haben exakt die gleiche Menge an Kulturgeschichte, Geschichte hinter sich. Wir Europäer haben nur eben keine brauchbaren Maßstäbe dafür.

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