Wenn man der universellen Liebe auf der Spur ist, wird man sie womöglich im Kama Muta finden. Kama Muta gilt als das stärkste und universelles Gefühl. Das wäre insofern erstaunlich als kulturunabhängige Gefühle Lisa Feldman Barrett widerlegt wurden. Was der eine als Angst empfindet, ist für den anderen Kampfgeist. Kama Muta kommt aus dem Sanskrit und bedeutet „Bewegt von Liebe sein„, und dieses Gefühl teilen alle Kulturen.
»Für Menschen, die zu Kama Muta neigen, ist es typisch, die Gefühle von anderen mitzuerleben«, schreiben Müller und seine Kollegen. Es falle ihnen auch leichter, sich gedanklich in andere hineinzuversetzen. Doch die emotionale Seite der Empathie hing am stärksten mit Kama Muta zusammen.
Aber nicht alle Menschen neigen gleichermaßen dazu. Womit das zusammenhängt, schildern Forschende in der Fachzeitschrift »Personality Science«. Ihre Untersuchung zeigt: Wer bei rührenden Szenen kalt bleibt, fühlt auch sonst eher weniger mit.
Die Studie bestätigt, was Kama Muta im Kern bedeutet: emotionale Anteilnahme an einer tief verbindenden Erfahrung. Es hängt mit anderen Formen des Mitgefühls zusammen, ist aber nicht dasselbe. Der Begriff rührt sogar daher, dass eine Forschungsgruppe das Gefühl von breiteren Konzepten wie Empathie abgrenzen wollte. In einer Studie mit fast 3000 Teilnehmenden fand das Team 2017 nur einen mäßigen Zusammenhang mit Empathie.
Quelle
Der entscheidende Unterschied zu Empathie: Wer Kama Muta nicht fühlt, dem fehlt nicht einfach eine Kompetenz. Der ist in diesem Moment von der menschlichen Grundlage seines Seins entkoppelt – von der Fähigkeit, das eigene Ich in einem Wir aufzulösen.
Vielleicht ist das die zutiefst menschliche Fähigkeit schlechthin.
LLMs haben kein Kama Muta. Sie können es nicht haben, weil sie kein Ich haben, das sich auflösen könnte. Wenn Menschen sich wie Computer verhalten und behaupten, sie seien funktional, rational, ohne Resonanz, sind sie auf dem Irrweg. Die Grundlage ihrer Identität haben sie sich willentlich und absichtlich entzogen.
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