Die Woche beende ich damit, dass ich in die Stadtbücherei fahre, um dort mein Buch zu lesen. Ich brauche Stille und andere Menschen um mich herum. Kontemplation, Schweigen, Konzentration. Freitags bin ich reif für’s Kloster.
Samstags hatte die Tochter Probeklausur Mathe. Sie hat es überlebt. Ich fahre in die Stadt, laufe ziellos herum und shoppe im Asia-Supermarkt. Bei den meisten Sachen weiß ich weder, was das ist, noch, was ich damit machen soll. Ich kaufe Fertigtütensuppen, Kimchi, gesalzene Algenplatten, Snacks und weiße, tiefgekühlte Bommeln, die meine Tochter so mag.
Wir haben keine Zeit zum Kochen, deshalb probieren wir ein neues orientalisches Schnellrestaurant aus. „Orientalisch“ stammt nicht von mir, so nennen die das selbst. Gibt es eigentlich Küchenlandkarten? Würde Sinn machen. „Levantisch“ sagen die Kenner in diesem Fall. Auf der Karte ein verwuschelter roter Fleck, der nach „irgendwie so da“ aussieht.
Ob Nasi Goreng in New York erfunden wurde, Spaghettieis in Mannheim und die Currywurst in Wahrheit auf Amrum … wen juckt’s?!
Wenn ich normal viel esse, brauche ich zwei Stunden, um zu verdauen. Mein Gehirn ist unterversorgt.
Wir gehen noch in den Media-Markt (so ein richtiges Geschäft zum Reingehen), weil ich einen Adapter brauche und USB-Sticks (so richtige Sticks zum Reinstecken). Den Adapter brauche ich, um die Fotos von der Kamera auf mein Smartphone zu bekommen, die Sticks, um Betriebssysteme zu installieren.
Zuhause lege ich mich hin, schlafe ein, wache gerädert auf und versuche, mich einigermaßen ansehnlich zu gestalten, kippe einen Kaffee in mich hinein, weil die Tanzvorstellung schon um 19:00 Uhr beginnt. Fahrzeit eine Stunde.
Nach der Tanzvorstellung und ein paar Umarmungen und sehr netten Gesprächen, fahre ich zurück. Abends im Dunkeln fahre ich nicht gerne.
Nicht gut geschlafen wegen der Autofahrt gestern. Kopfschmerzen und Tinnitus mitten in der Nacht.
Zwei Kaffee bringen mich wieder unter die Lebenden.
Ich installiere Zorin auf dem alten Laptop meiner Tochter, den ich übernommen hab. Ich benutze ihn, um darauf zu schreiben und DVDs zu gucken. Zorin sieht schick aus. Mal sehen, wie viel Spaß ich damit habe.
Ich mache wieder mehr Fotos, weil es ja jetzt wieder hell ist tagsüber. Ich habe Nachholbedarf.








Nachmittags kaufe ich Kuchen und Berliner. Die Tochter fastet (Zucker) und darf am Wochenende das Fasten brechen. Wir fallen über Kuchen und Berliner her. Der Bäcker in unserem Dorf ist wirklich gut. Kette, aber gut. Der Kuchen sieht so demoliert aus, weil ich den Karton nicht aufrecht transportiert habe.
Ich sortiere die Noten für das Wohnzimmerkonzert und schreibe an meinem nächsten Song weiter. Ich sitze schon länger dran und zurre endlich Melodie, Akkorde und Rhythmus fest. Ich probiere zwei Strophen und bin ganz zufrieden. Es wird mir etwas zu pathetisch und dabei fällt mir auf, dass Pathos leichter in schöne Balladen passen als konkrete, sachliche Texte. Ein Satz wie „Die Sonne scheint auf uns herab“ lässt sich auch deshalb so gut und leicht singen, weil die Wörter und Silben problemlos in eine Melodie passen. Moderne Wörter sind meist länger und klingen oft komisch, wenn man sie in ihre Silben zerteilt. Das würde ironisch und lustig klingen. Sie erfordern eine andere Art von Gesang und Musik.
Songvergleich:
Tausend Tränen tief
In der Natur
Alleine so ein Wort wie „Karies“ kann man nicht elegant in eine schöne Ballade packen (Ka-rieh-äs). Nackenstütze, Fleecejacke, verknackst …
Deshalb sind Deichkind ja auch so unfassbar gut.
Aber ich sitze ja gerade an einer schönen Ballade. Schwierig, diese Gratwanderung zwischen Pathos und Ironie.
Über Instagram sehe ich, dass Kruder & Dorfmeister die K&D-Sessions live in Heidelberg spielen. Panisch rumgeklickt und schnell eine Karte gekauft.
Spazieren gewesen und mich mit meiner Frau über unsere Töchter unterhalten. Wir machen uns viele Gedanken, weil wir ja wollen, dass sie glücklich sind. Wir versuchen zu verstehen und zu helfen. Natürlich wollen sie auch wissen, wie es bei mir war, aber ich bin ich und jeder ist anders. Es macht keinen Sinn von „früher“ und „heute“ zu sprechen Auch „heute“ bedeutet tausend Facetten. Der Blick auf „die Gesellschaft“ erklärt gar nichts. Nur der Blick auf sich selbst und seine Beziehungen bringt einen weiter. Das echte Netz aus Kommunikation von Menschen in erreichbarer Nähe.
Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Flovv veröffentlicht.