Videolink

Außer den Karten für das Staatsballett habe ich auch Karten für ein Tanztheater in Heidelberg geschenkt bekommen. Ich habe nebenbei gelesen und gehört, dass es in Heidelberg ein Tanztheater mit einer neuen Leiterin gibt.

Jetzt, da ich mich mit Modern Dance beschäftige, ihn als Bereicherung erlebe und mit Unterricht in Contemporary (ja, so heißt das, was ich mache) einen neuen Weg eingeschlage, habe ich mich auf das Stück sehr gefreut.

Ich habe absichtlich nichts über das Stück gelesen und auch nicht den Titel gegoogelt: Khôra.

Erst einmal muss ich sagen, dass mir der neue Saal im Stadttheater gefällt. Groß, schlicht, klar, verbindet Altes mit Neuem, eine angenehme Wärme und unaufdringliche Größe. Genau richtig für diese Stadt.

Das Stück beginnt mit bühnenfüllender Videoprojektion, elektronischer Musik und einem Mann, der eine pulsierende Blase vor dem Bauch hält. Die folgenden Einzeltänze, Formationen und Synchronisationen sind von beeindruckender tänzerischer Qualität, mit viel Raum für Individualität. Ich habe im Laufe des abwechslungsreichen Abends meine Assoziation frei laufen lassen und sah Lebendiges und Lebensformen sich formieren, entstehen, ausprobieren. Eine Geschichte über die Evolution auf einem imaginären Planeten, Leben unter unterschiedlichen Lebensbedingungen. Schön, dachte ich, biologisch und ein bisschen Science Fiction.

Erst danach las ich, dass die Grundlage für das Stück Platons Idee der Chora ist. Da muss man sich wohl genauer befassen, um das zu verstehen. Die Chora ist ein präkosmischer Ort, aus dem die Elemente Erde, Wasser, Luft, Feuer und Äther und die Körper gebildet werden.

Ohne weiter auf die Verhältnis des Stücks zum philosophischen Gedanken einzugehen, erinnere ich mich vor allem an die Bewegungsbilder und -Muster, die es bei mir hinterlassen hat. Darum geht es mir im Besonderen, ich betrachte es als begeisterter Lernender.

Nanine Linning und das Tanzensemble haben vermutlich einen neuen Fan, und das Einzige, was ich am Ende des Stücks auf der Bühne zu Marie-Louise Hertog, die gerade zufällig neben uns stand, sagen konnte, waren drei gestammelte Sätze. Ich glaube, ich habe das Wort „impressive“ dreimal wiederholt.