Ich habe im letzten Sommer einen Lehrauftrag angenommmen. Es geht um Ästhetik im Sachunterricht in der Grundschule.
Wer mich kennt, kann sich denken, dass ich Medien, Technologien, Computer und das Netz bei einem solchen Thema, das sich mit dem Verhältnis von Mensch und Umwelt beschäftigt, einbaue.
Eine der Aufgaben bestand darin, die Arbeiten, die aus Überlegungen in Form von Text, Experimenten beziehungsweise Techniken in Form von Videodateien und Tonaufnahmen bestanden, in einer Seite darzustellen, die wir ins Netz stellen, damit das nächste Seminar darauf aufbauen kann und Studenten, die nicht am Seminar teilnehmen, auch etwas davon haben und vielleicht sogar auf Ideen kommen.
Das war das erste Mal, dass ich mir ernsthaft über Dateiarten Gedanken gemacht habe, das erste Mal, dass ich HTML ernst genommen habe, das erste Mal, dass ich dort anfangen wollte, wo der Gedanke in Form gebracht wird: beim Text, der anschließend mit HTML-tags ausgezeichnet wird.
Die Dateiarten für Video, Klang und Bild lassen wir mal kurz weg, ich habe Vimeo, Youtube und Flickr genutzt, weil es einfach war.
Die Bedingungen: So wenig Zeit wie möglich am Computer verbingen. Tatsächlich ist es nämlich so, dass wir ziemlich viel Zeit draußen und mit Basteln und mit Machen verbracht haben. Das mit dem Computer soll nur so begleitend laufen, Ziel und Sinn der Sache. Ich höre schon die Ohren schlackern: Ubiquitous Computing, Stöpsel an die Nervenbahnen, Google-Brille aufgesetzt. Nein, ich rede von einer Selbstverständlichkeit des Handwerks der Webseitengestaltung, ganz einfach, ganz billig, ganz 1996. Warum? Weil es einen Trend gibt, der mir Kopfschmerzen bereitet: Das geschlossene Denken.
Das geht so: Ich denke (in den Begriffen der Fachsprache der Disziplin, der ich mich verschrieben habe, in die ich mich eingeschrieben habe), tippe das Ganz in Word und/oder Powerpoint, erzähle es einer kleinen Gruppe von Menschen und mache aus dem Word-Dokument vielleicht noch eine PDF, die kann man dann ins Netz stellen. Vielleicht. Mit direkter Überleitung zur Google-Brille, weil es schöner scheint.
Das Netz ist offen. Die Dateien sind frei, im Sinne von verfügbar und erreichbar.
Ich wollte im zweiten Seminar ein CMS zusammenschrauben, was eine Sackgasse war. Stattdessen haben wir eine HTML-Datei zusammengeschrieben und ins Netz gestellt.
Das klingt jetzt so einfach, technisch und banal, aber das war es nicht, aber das ist ein anderes Thema, ich werde darüber später nachdenken.
Zurück zum HTML. Nun ist das mit HTML ja eine feine Sache, aber wenn man Inhalte, sagen wir mal Text, in HTML setzt, und im Browser aufruft, sieht das vielleicht ordentlich aus? Nein. Und warum nicht, ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung und frage mich das schon von Anfang an: Wieso wir der Text so dermaßen gegen alle Regeln der guten Typografie dargestellt? Da entwickelt sich gerade ein ganz neues Bewusstsein, als wäre die Typografie mit dem Internet erfunden worden. Das ist absurd. Alle schlagen ein Buch auf und sagen: prima, schön gesetzt, nach allen Regeln der Kunst. Alle schlagen Comics auf, sagen: fantastisch, ich verstehe sofort, weil die Regeln eingehalten wurden. Comics. Niemals wurde so viel über Comics geschrieben wie über Webdesign und sie funktionieren tausendmal besser und haben eine Sprache und Regeln entwickelt, nach denen sich Webdesigner die zehn Finger lecken.
Zurück: Wieso sieht HTML so scheußlich aus, wenn ich es mir im Browser ansehe? Egal wie die Antwort lautet, Nerdkram, Männerkram, wahrscheinlich, jedenfalls: ohne CSS geht es nicht.
Also habe ich folgendes gemacht und werde es im nächsten Seminar einsetzen: Ein Standard-HTML-Datei plus Stylesheet.
Ach, das passt gerade: Eine befreundete Mutter erzählte mir von dem Problem an der Schule, dass Mädchen zu kurze Röcke trügen und Jungs sich nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren könnten. Ich antwortete: Das Problem gab es bereits Neunzehnhundertsiebzig, und ich konnte mich Neunzehnhundertsechsundachtzig auch nicht auf den Unterricht konzentrieren, weil Mädchen anwesend waren. Ich würde also Schuluniformen einführen. Was ein Witz war, denn Leidenschaft findet (hoffentlich) immer seinen Weg.
Was neutral scheint, kann Leidenschaft entfachen, weil Details an Bedeutung gewinnen.
Sowas wie Schuluniformen für’s Netz, das fände ich gut.
Update: Das Unitysheet gibt es nicht mehr. Es gibt jetzt CSS-Frameworks.